Ja, spinn i denn? Zu Besuch im Bullerkotte.

Ein um’s andere Mal wundere ich mich über Bewertungen, die ich bei tripadvisor und yelp lese. Gestern war es mal wieder soweit: Wir haben zum 92. Geburtstag meiner Großmutter im Bullerkotte gespeist.

Die Bewertungen bei den oben genannten Portalen sind überschwenglich. Daraufhin erwartet man, in einem Spitzen-Restaurant das Essen förmlich zu zelebrieren. Gaumen-Ekstase.

Erwartung und Wirklichkeit prallen schnell aufeinander – und doch entwickelt sich in dieser Hinsicht ein spannender Klimax:
Die Einrichtung ist zusammengewürfelt und geschmacklos: Wer hat schon eine graue Giraffen-Tapete? Und wer benutzt zur indirekten Beleuchtung an der Decke neon-grünes Licht?

Karte

Die Speisekarte des Bullerkotte im Netz hat mit der vorgelegten viele Gemeinsamkeiten. Allerdings fehlen ein paar Gerichte und die Preise sind nicht mehr aktuell (nochmals teurer).

Besonderes Highlight: Unter Öfter mal was Neues stehen drei Gerichte mit Bio-Fleisch. Bei den aufgerufenen Preisen der „normalen“ Gerichte frage ich mich, aus welcher Truhe dieses Fleisch kommt.

Service

Zur Bestellung des Essens und der Weine warten wir bereits eine kleine Weile. Das liegt vermutlich daran, dass am Samstagabend, bei voller Belegung der Tische, nur zwei Damen im Service arbeiten (ja, sie übernehmen auch den Empfang). Da kann es schon mal vorkommen, dass die Weingläser längere Zeit leer bleiben, weil der Wein nicht am Tisch steht. Noch dazu besitzen sie die Fähigkeit, jeden Weg zweimal zu gehen.

Essen

Den Gruß aus der Küche bildet ein dick paniertes Tofuschnitzelchen. Da hat der Koch wohl seine gesamte Craziness („spannende Küche im
euro-asiatischen Stil„?!) in die Waagschale geworfen. Tofu schmeckt bekanntermaßen nach nix nicht viel. Ein Gaumenschmaus ist das nicht.
Die Vorspeisen sind in Ordnung, müssen aber auch nicht weiter erwähnt werden.

Die Hauptgänge sind enttäuschend: Zu dem Ochsenfilet und dem Maishühnchen gibt es die gleiche dunkle Sauce, die es bereits zur Pasta-Enten-Vorspeise gab. Das ist schon harter Tobak.

Es kommt aber noch besser: Sämtliche Hauptspeisen haben die identische Gemüse-Grundlage, die noch dazu ausschaut, als käme sie aus dem Beutel! Schmecken können wir das sowieso nicht, da es in der allseits bekannten Sauce ertränkt ist. Das Ochsenfilet unter der Nusskruste ist noch so gerade eben zart, gut im Saft steht es leider schon nicht mehr. Die zwei kleinen Kroketten, die sich Pfälzer-Kartoffelspeckbällchen nennen, reißen es auch nicht mehr raus.

Den Höhepunkt des Hauptgangs bildet jedoch der Abgang, die Lauch-Malaise: Wir wundern uns, wo bei dem Maishühnchen das gebratene Lauchkompott geblieben ist – und die Kellnerin zeigt siegessicher auf ein Lauchfitzelchen (inmitten dem Beutelgemüse)!

Wir verzichten nun gerne auf das Dessert, um uns weiterer Enttäuschungen zu erwehren – wir hätten es besser wissen sollen!

Service 2

Die Kellnerin erschien nun sichtlich besorgt und wollte die Lauch-Malaise wieder gutmachen (wir hatten schon Angst, dass sie uns herzlich drückt). Sie bot an, ein Dessert zu bringen oder einen Kaffee. Die Person, die die Lauch-Malaise ertragen hat musste, war jedoch bedient. So bestellten die übrigen Gäste Espressi – die auch allesamt auf der Rechnung erschienen.
So geht Service.

Fazit Bullerkotte

Bei durchschnittlichen Preisen zwischen 25 und 30 Euro für ein Hauptgericht erwarte ich gutes Essen, aufmerksamen Service und stimmiges Ambiente.

Das Bullerkotte hat auf der ganzen Linie versagt.

Ich wundere mich ob der durchweg guten Bewertungen und muss annehmen, dass die Gäste im nördlichen Ruhrgebiet leicht zufrieden zu stellen sind. Dabei gibt es auch hier Restaurants, die wir gerne aufsuchen, weil sie einfach gut sind.

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